Pressegespräch, 21. Oktober 2024  

Spital oder Ordination? Wohin mit welcher Krankheit?
Der neue Gesundheitsleitfaden für alle Steirerinnen und Steirer

In Anbetracht der zunehmenden Herausforderungen, vor denen unser Gesundheitssystem steht, wird die Notwendigkeit einer effektiven Patientinnen- und Patientenlenkung immer dringlicher. Die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig zu fördern – das ist auch für unseren Wirtschaftsstandort sehr wichtig. Der neue Leitfaden „Wohin mit welcher Krankheit?“ soll unterstützen die richtige Entscheidung zu treffen, wenn sich Krankheitssymptome bemerkbar machen.

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Patientinnen und Patienten in den steirischen Spitalsambulanzen massiv gestiegen. Laut KAGes-Geschäftsberichten konkret um 18,70 Prozent, das ist eine Zahl von 171.017 Personen, wodurch es hier oft zu Überlastungen kommt. Umso dringender sind Maßnahmen zur Lenkung von Patientenströmen um vorhandene Ressourcen effizient zu nutzen und Überlastungen in Notaufnahmen zu vermeiden. Patientenlenkung ist eine Notwendigkeit für ein funktionierendes Gesundheitssystem. Es ist für die meisten Menschen hilfreicher, eine Hausärztin bzw. einen Hausarzt aufzusuchen, als direkt eine Notfallambulanz. Wenn Beschwerden nicht akut medizinisch behandelt werden müssen, ist mit einer mehrstündigen Wartezeit zu rechnen.

Vor allem in einer zunehmend vernetzten Welt, wo Gesundheit und Wirtschaft untrennbar miteinander verbunden sind, ist Patientenlenkung wichtig. In beiden Bereichen findet durch demografische Veränderungen ein massiver Wandel statt. Daher ist es an der Zeit, die Symbiose zwischen Gesundheit und Wirtschaft zu stärken und innovative Ansätze zu verfolgen.

Vor diesem Hintergrund hat ein Autorinnen- und Autorenteam mit Gerhard Postl, Facharzt für Innere Medizin und Leiter der Notaufnahme der Inneren Medizin am LKH Graz II-West, Neshat Quitt, Allgemeinmedizinerin in Graz, Gudrun Zweiker, Allgemeinmedizinerin in Straden, Philipp Kreuzer, Facharzt für Innere Medizin und Leiter der EBA am LKH-Univ. Klinikum Graz, sowie Michael Adomeit Allgemeinmediziner in Birkfeld der Ärztekammer Steiermark – unterstützt von der WKO Steiermark und dem Gesundheitsressort des Landes Steiermark – einen neuen Leitfaden erstellt. Dieser gibt Patientinnen und Patienten wertvolle Tipps, in welchen Fällen eine Hausärztin bzw. ein Hausarzt oder wann besser ein Krankenhaus aufgesucht werden sollte. Ziel ist es, unnötige Warteschlangen in Spitalsambulanzen, und hier vor allem in den Notaufnahmen, zu verhindern.

Der neue Leitfaden „Wohin mit welcher Erkrankung“ hilft den Steirerinnen und Steirerin, informierte Entscheidungen zu treffen. Mit dieser aktiven Einbeziehung der Patientinnen und Patienten kann nicht nur die Qualität der Versorgung verbessert, sondern auch die Effizienz unseres Gesundheitssystems gesteigert werden.

Ab November 2024 liegen die Leitfäden bei den steirischen Hausärztinnen und Hausärzten, in den Krankenanstalten sowie Arbeitgeberbetrieben auf. Online gibt es ihn schon – auch zum Download: www.leitfaden-krankheiten.at


Michael Sacherer, Präsident Ärztekammer Steiermark: „Wenn Patientinnen und Patienten die richtigen Informationen zu Ihren Symptomen und Beschwerden erhalten, können manchmal unnötige Arztbesuche vermieden werden. Unser Ziel ist es, der Bevölkerung Wissen über häufige Krankheitsbilder damit näher zu bringen. Dieser Leitfaden hilft nicht nur Beschwerden zu verstehen, sondern auch die richtigen Ansprechpartner im Gesundheitssystem zu finden.“

Karlheinz Kornhäusl, Gesundheitslandesrat: „Mein Ziel ist es, dass die Menschen schneller zur richtigen Behandlung kommen. Der Leitfaden ‚Wohin mit welcher Krankheit‘ unterstützt die Steirerinnen und Steirer dabei, ebendiese rasch zu finden und kann ihnen so unnötige Wege und Wartezeiten ersparen. Zugleich wird dadurch unser Gesundheitssystem entlastet, denn häufig ist der Weg ins Spital nicht notwendig. Ich danke den Initiatorinnen und Initiatoren für ihr Engagement.“

Josef Herk, WKO Steiermark Präsident: „Wir unterstützen diese wichtige Aufklärungsar-beit. Denn die richtige Gesundheitsvorsorge ist nicht nur für jeden von uns persönlich wichtig. Ihr kommt auch – angesichts der demographischen Entwicklung – für den Standort eine immer größere volkswirtschaftliche Bedeutung zu. Dieser Wandel hat nämlich allein in den letzten 20 Jahren zu einer Verdoppelung des Anteils der über 50-jährigen unselbständig Beschäftigten in der Steiermark geführt. Konkret ist die Zahl von 69.000 auf 155.000 gestiegen. Mit dieser Zunahme steigen auch die medizinischen Bedürfnisse, darum werden wir diese Broschüre an sämtliche Arbeitgeberbetriebe ausschicken und über unsere Informationskanäle breit informieren.“

Neshat Quitt: „Was diesen Leitfaden auszeichnet ist, dass nicht nur Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten beschrieben werden, sondern auch ganz klar formuliert ist, mit welchen Symptomen man in eine Notaufnahme muss und wann man doch besser bei seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt aufgehoben ist. Verfasst haben ihn Ärztinnen und Ärzte der Notaufnahmen gemeinsam mit Hausärztinnen und Hausärzten. Somit konnten wir auf die Erfahrung und Kompetenz der Ärztinnen und Ärzte des niedergelassenen Bereiches als auch auf die des Spitalsbereich zurückgreifen.“  

Gerhard Postl: „Die Autorinnen und Autoren sind überzeugt, dass der Leitfaden für die Bevölkerung eine wesentliche Hilfestellung bei medizinischen Fragen darstellt, einen wesentlichen Beitrag für die Patientensteuerung leistet und somit die Notaufnahmen entlastet. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Kolleginnen und Kollegen fördert nicht nur die Effizienz der Versorgung, sondern auch die Qualität im Gesundheitssystem.“

 

Fotocredit: Schiffer / Ärztekammer Steiermark

Leitfaden Pressegspräch v.l.n.r: Gerhard Postl, Neshat Quitt, Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl, ÄK-Präsident Michael Sacherer, WKO-Präsident Josef Herk

Projektteam v.l.n.r: Gerhard Postl, Neshat Quitt, Michael Sacherer, Gudrun Zweiker, Michael Adomeit, Philipp Kreuzer