AERZTE Steiermark 01/2024
 

Ins Spital oder in die Praxis? Elternleitfaden gibt Rat


Kinder werden von ihren Eltern oft gleich ins Spital gebracht, auch wenn die ärztliche Hilfe (abhängig von den Symptomen) in der Praxis sinnvoller wäre. Ein „Elternleitfaden“ soll jetzt Orientierung geben.

Spitäler und vor allem Ambulanzen sind nicht zuletzt deshalb überlastet, weil sie überrannt werden – und zwar von Menschen, die in der Praxis besser aufgehoben wären. Die Ärztekammer bemüht sich darum, hier Abhilfe zu schaffen.

In der jüngsten Initiative geht es um Kinder. Die werden oft genug von ihren Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten „eingepackt“ und ins Spital gebracht, auch wenn es im konkreten Fall weit sinnvoller wäre, eine ärztliche Praxis aufzusuchen.

Ein „Elternleitfaden“ soll nun dem oft sinnlosen „Sturm auf die Notaufnahme“ entgegenwirken. Hinter dem Projekt stehen ganz konkret die beiden Allgemeinmedizinerinnen Gudrun Zweiker (auch stellvertretende Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte) und Neshat Quitt (Präsidialreferentin/Referentin für ärztliche Sondereinsätze) sowie Martin Müller (Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Leibnitz, Schularzt und Schulärztereferent in der Ärztekammer Steiermark).

Sie haben den Leitfaden entwickelt. Eine Kooperation mit der Bildungsdirektion soll es möglich machen, Eltern in der Steiermark wirkungsvoll zu erreichen.

Der Ratgeber hat einen klaren, bewusst einfach gehaltenen Aufbau: Auf einer Doppelseite wird übersichtlich dargestellt, bei welchen Symptomen der Weg sofort in die Notaufnahme und bei welchen er besser zuerst zu den Kinder- oder Hausärzt:innen führen sollte. Bei schwerer Atemnot, Teilnahmslosigkeit, Reaktionslosigkeit, Bewusstseinsstörungen (das Kind wirkt verwirrt oder ist nicht ansprechbar), Wesensveränderungen, Nackensteife (Kind kann den Kopf nicht nach vorne beugen), einem nicht wegdrückbaren Ausschlag (Petechien), wenn das Kind krampft oder grundlos zu Boden stürzt, ernsthaften Verletzungen, insbesondere des Kopfes, v. a. bei kurzer Bewusstlosigkeit, offenen Knochenbrüchen, Fehlstellungen der Extremitäten, offenen klaffenden Verletzungen, starker Blutung oder hohem, nicht senkbarem Fieber ist der Weg in die Notaufnahme laut Leitfaden durchaus angemessen.

Bei unklarem Fieber (länger als 2 bis 3 Tage), starken Bauchschmerzen, starkem Brechdurchfall, vor allem bei verminderter Harnmenge und Trinkverweigerung, Schmerzen beim Wasserlassen, Schwindel und Kopfschmerzen, die länger dauern oder immer wieder kommen, sowie kleineren Verletzungen ist es klüger, die Hilfe in einer haus- oder kinderärztlichen Praxis zu suchen, sagt der Leitfaden.

Im Weiteren werden die einzelnen häufigsten Krankheitssymptome bei Kindern durchgearbeitet: Was können Eltern etwa im Fall von Atemwegsinfekten selbst tun und wann ist es sinnvoll, mit dem Kind die Ärztin bzw. den Arzt des Vertrauens aufzusuchen? Oder etwa: „Der erste Schritt bei Verdacht auf Fieber ist, die Temperatur zu messen!“, steht im Leitfaden zu lesen. Denn in der panischen Sorge um das Kindeswohl werden einfach klingende Dinge offenbar nicht selten vergessen.

Wobei der Ratgeber sich keinesfalls als Ersatz für eine ärztliche Konsultation versteht: „Spätestens nach 3 Tagen bitte den Hausarzt oder Kinderarzt aufsuchen. Sollten im Rahmen eines fieberhaften Infektes eine Nackensteifigkeit, Berührungsempfindlichkeit, Lichtscheu oder blaurötliche Hautveränderungen auftreten, die auf Druck nicht verschwinden, suchen Sie bitte umgehend einen Hausarzt oder Kinderarzt oder eine Notaufnahme auf.“ So steht es im Ratgeber. Neben Fieber und Atemwegsinfekten werden folgende bei Kindern häufig auftretende Krankheitssymptome angesprochen:

  • Bauchschmerzen
  • Erbrechen und Durchfall
  • Ohrenschmerzen
  • Harnwegsinfekt
  • Halsschmerzen


Auch Impfungen werden thematisiert. „Ihr Hausarzt oder Kinderarzt steht Ihnen gerne für alle Fragen, die die Kindergesundheit betreffen, zur Verfügung!“, heißt es abschließend.

Ziel ist es jedenfalls, den oft reflexhaft auftretenden „Run“ auf die    Notfallambulanzen einzudämmen. Auch wenn es Eltern oft schwerfällt …

Grazer Straße 50a1
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