AERZTE Steiermark 09/2023
Steiermark voran
Stark steigend ist das Einkommensniveau für die steirischen Ärztinnen und Ärzte. Legistische Feinschliffe sind noch im Gang und verzögern die Auszahlung. Ändern aber nichts am Faktum.
Der Kärntner Ärztekammerpräsident Markus Opriessnig „fordert eine Gehaltsanpassung der Kabeg-Ärzte an die steirischen Kollegen ab 1. September“, schreibt die Kleine Zeitung (in Kärnten) am 26. August 2023.
Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler begründet die Maßnahmen, die noch einen für Oktober vorgesehenen Beschluss des steirischen Landtags erfordern: „In den steirischen Spitälern werden jeden Tag Höchstleistungen für die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer erbracht. Dafür
können wir nur ausgesprochen dankbar sein. Es ist mir daher besonders wichtig, dass es zu einer deutlichen Verbesserung der Gehälter kommt, damit die KAGes weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber ist.“
Nicht nur die KAGes: In einem Schreiben der Med Uni Graz vom August 2023 heißt es: „Bezugnehmend auf unsere Aussendung vom 25.07.2023 möchten wir Ihnen mitteilen, dass Herr Bundesminister Polaschek dem dringenden Ersuchen der Med Uni Graz dankenswerterweise sehr rasch nachgekommen ist und mit heutigem Tag offiziell verkünden wird, dass seitens des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung die auf Grund der KAGes-Gehaltsreform erforderlichen Mittel zur avisierten Anpassung der Gehälter von Mitarbeiter*innen der Med Uni Graz zur Verfügung gestellt werden.“
Auch von den Barmherzigen Brüdern gibt es deutliche Signale, dass die Gehälter im Umfang der KAGes angehoben werden sollen.
Nun ist Geld nicht alles, aber am wichtigsten, wie eine Hajek-Umfrage zur „Arbeitszufriedenheit angestellter Ärztinnen in der Steiermark“ für die Kurie Angestellte Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark neuerlich bestätigt. Die „bessere Bezahlung“ ist demnach am weitaus wichtigsten. Es folgt
der Ruf nach „mehr Personal“, der Wunsch nach „besseren Arbeitszeiten“ sowie nach „weniger Bürokratie“ sowie der „Einschränkung administrativer Tätigkeiten“.
69 Prozent der Ärztinnen und Ärzte (befragt wurden 1.630 im Mai 2023, also bevor die Verhandlungsergebnisse und damit deutliche Verbesserungen absehbar waren) dachten zu dem Zeitpunkt – immer wieder, häufig oder sogar andauernd – über einen Jobwechsel nach.
Die Jobwechsel-Ergebnisse für Fachärzt:innen und Ärzt:innen in Ausbildung lagen sogar darüber. Selbst von den Ärzt:innen mit Leitungsfunktion dachten mehr als die Hälfte über einen Wechsel nach.
Schallmauern durchbrochen
Auch ohne die bereits akkordierten Tarifsteigerungen, die noch präzise zugeordnet werden müssen, haben die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte stark zugelegt. Das zeigen die ÖGK-Fallwerte.
Auch von den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in der Steiermark gibt es Erfreuliches zu berichten, auch wenn detaillierte Verbesserungen zu den Verhandlungsergebnissen zwischen Ärztekammer und ÖGK Steiermark noch in Arbeit sind und dann zwar ab Jänner 2023 gelten, aber vermutlich erst Anfang 2024 zur Auszahlung gelangen.
Aber auch ohne diese Erhöhungen gibt es beträchtliche Steigerungen, etwa bei den Fallwerten.
Die Fallwerte sind von 2021 auf 2022 in der Allgemeinmedizin von etwas über 53 auf fast 58 Euro gestiegen.
Im ersten Quartal 2023 gelang es sogar, die 60-Euro-Mauer zu durchbrechen und den allgemeinmedizinischen Fallwert auf 62,22 Euro zusteigern.
Bei den Fachärztinnen und Fachärzten stieg der Fallwert 2021 auf 2022 im Durchschnitt von knapp 77 auf fast 83 Euro. Im ersten Quartal 2023 gab es eine weitere Steigerung auf 85,55 Euro.
Das gesamte ÖGK-Honorar pro Allgemeinmediziner:in stieg von 2021 auf 2022 im Schnitt auf gut 304.000 Euro, das für Fachärzt:innen auf knapp 384.000 Euro.
Das Quartalsergebnis für die ersten drei Monate 2022 auf 2023 lässt sich mit der Gesamtjahresentwicklung von 2021 auf 2022 natürlich nicht vergleichen, dass aber noch kein Jahresergebnis 2023 vorliegt, ist klar. Da fehlen noch einige Monate.
Sagen lässt sich aber, dass für die ersten drei Monate das Ergebnis von 2022 auf 2023 für die Allgemeinmedizin auf durchschnittlich fast 81.000 und für den fachärztlichen Bereich auf gut 108.000 Euro gesteigert werden konnte.
Es sind also gleich eine Reihe von statistischen „Schallmauern“ durchbrochen worden.
Nicht nur mehr Geld ist gelungen
Gesamtvolumen:
Mehr als 44 Millionen Euro, allein für Ärzt:innen in der KAGes.
- Substanzielle Anhebung der Grundgehälter (im Durchschnitt knapp 15 Prozent); im unteren Bereich um bis zu 30 Prozent.
- Vorwegnahme des bisherigen Oberarzt-Sprunges bereits mit der Ernennung zur Fachärztin/zum Facharzt.
- Die Vergütung für die Funktionsoberärztinnen und -ärzte wurde aufgewertet und wird künftig 14-mal ausbezahlt.
- Die Abgeltung für die Rufbereitschaft wird um 20 Prozent erhöht.
- Bei den verlängerten Diensten wird es keine Minusstunden mehr geben.
- Der Samstags-Journaldienst wird finanziell deutlich aufgewertet.
- Erhöhung des Zusatzurlaubs (ZU1) auf 48 Std. (+ 1 Tag).
- Fall des bisherigen Nebenbeschäftigungsverbotes in privaten Krankenanstalten (Details folgen). Die Regelung über bislang meldepflichtige Nebenbeschäftigungen (Wahlarztordination, Notarzt (GVG), Vertretungen etc.) bleibt unverändert.
- Einführung einer Regelung für altersgerechtes Arbeiten:
o Ab 55 freiwillig nicht mehr als 2 Dienste p.m.
o Ab 60 freiwillig keine Dienste mehr.
- Soll-Dienstplanüberleitung bis zum 1. des Vormonats.
- Geplanter Start des neuen SI-Schemas:
- September 2023 (Auszahlung nach Beschluss).
Starkes Team hat mit Erfolg verhandelt
Ein Team um Angestellten-Obmann Vizepräsident Gerhard Posch hat die Verhandlungen für die Ärzt:innen in der KAGes zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht.
Jetzt geht es noch um rechtliche Details, bevor ein Gesamtbeschluss gefasst werden kann.
Die Verhandlungen für die Med Uni Graz fanden zwischen Rektorat und dem Wissenschaftlichen Betriebsrat mit Obmann Michael Sacherer statt, der als Ärztekammerpräsident auch die KAGes-Verhandlungen wesentlich mitbestimmte.
Das ärztliche Verhandlungsteam: Herwig Lindner, Peter Krippl, Michael Tripolt, Gerald Wolf, Michael Sacherer, Bernd Niehs, Lukas Stärker, Gerhard Posch, Johannes Greimel, Gerhard Postl.
Schlechte Noten für alte Bezahlung
Eine Mehrheit von 54 Prozent der Angestellten Ärzt:innen gab der alten Bezahlung nur die Note 4 oder gar 5. Am schlechtesten schnitt im Mai 2023 die Med Uni mit 35 Prozent „5ern“ ab, gefolgt von der KAGes mit 31 Prozent und den Barmherzigen Brüdern mit 30 Prozent „5ern“.
Besser schnitt nur die AUVA (UKHs) ab. Dort vergaben nur 15 Prozent den sprichwörtlichen „Fleck“.
Das neue SI-Schema wird wohl nach Beschlussfassung zu einer deutlich spürbaren Entspannung führen.
Fotos: Ärztekammer/Schiffer, Land Steiermark, Adobe Stock
Chart: Hajek