AERZTE Steiermark 04/2023
Offener Brief: Gegen Ärztebashing durch ÖGK-Huss
Mehrfach hat der derzeit stellvertretende ÖGK-Obmann Andreas Huss auf die Ärztinnen und Ärzte hingehackt. Zuletzt gab es als Antwort einen „Offenen Brief“. Die alleinige Versorgung durch Primärversorgungszentren sei nicht die Lösung.
ÖGK-Huss kann es offenbar nicht lassen: Nachdem er mehrfach Wahlärztinnen und Wahlärzte angegriffen hatte, verstieg er sich zuletzt zur Forderung nach einem Komplettumbau des Gesundheitssystems. Die Antwort darauf war ein „Offener Brief“ des Obmanns der Kurie Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Vizepräsident Dietmar Bayer. Das ist der Text dieses Briefes – der moderat im Ton, aber klar in der Sache ist:
Sehr geehrter Herr Obmann!
In den OÖN am 30. März 2023 fordern Sie einen kompletten Umbau des Gesundheitssystems – weg von Einzelärzt:innen hin zu Versorgungszentren.
Niedergelassene Ärzt:innen in Einzelordinationen und Gruppenpraxen betreuen bereits seit vielen Jahren mit ihren Teams ihre Patient:innen und sind gut vernetzt mit anderen Gesundheitsberufen und ärztlichen Kolleg:innen. Um dies auch entsprechend darzustellen, haben wir bereits vor über zehn Jahren in der Steiermark das Netzwerk „Styriamed.net – Ihr regionaler Ärzteverbund“ ins Leben gerufen. Hier sind qualifizierte niedergelassene Ärzt:innen und Spitäler zur Verbesserung der Zusammenarbeit im ambulanten Bereich sowie zur Stärkung der Kooperation aller Partner im Gesundheitssystem und zum Wohle der Patient:innen vernetzt.
Auch Primärversorgungseinheiten sind nur ein Teil der Gesamtlösung für die Versorgung der Patient:innen. Wir benötigen eine möglichst wohnortnahe, niederschwellige ärztliche Versorgung, nicht nur in einigen Tälern, wie Sie sagen. Das können in größeren Gemeinden Gruppenpraxen sein. In kleineren Gemeinden werden weiter Ärzt:innen in Einzelpraxen für die Primärversorgung Sorge tragen. Hier können auch PVE-Netzwerke eine Lösung sein.
Dringend notwendig ist die Beseitigung von leistungshemmenden Limits und Degressionen. Wir benötigen noch mehr moderne Zusammenarbeitsformen, wie z. B. Job-Sharing und die erweiterte Stellvertretung.
Spitalsentlastende Erstversorgungsordinationen (EVO) sind ein wichtiger Schritt für die steirische Versorgungssicherheit, besonders in Zeiten des Mangels. In Wien wurden ähnliche Konzepte als Erstversorgungsambulanzen im niedergelassenen Bereich umgesetzt. Es bedarf hier einer Finanzierung von Kassen und dem jeweiligen Bundesland.
Ärzte-Bashing über die Medien zu betreiben, macht keinen Sinn. Eine solche Vorgangsweise stiftet nur Unruhe.
Wir sollten im Sinne der Patient:innen das Gemeinsame über das Trennende stellen und hoffen auf ein konstruktives Miteinander …