AERZTE Steiermark 04/2023
Der Wert der Ärztinnen und Ärzte
Ärztegehälter werden verglichen. Dort, wo sie höher sind, gehen mehr Ärztinnen und Ärzte hin. Aber es gibt noch weitere Faktoren. Ausbildung, Lebensqualität, Arbeitszeit, Dienste … sind Beispiele. Es gibt weit mehr als eine Möglichkeit, Mitarbeiter:innen gut oder weniger gut zu behandeln. Wer alles richtig macht, hat die die besten Chancen auf genug Personal.
Das Einkommen kommt erst an fünfter oder sechster Stelle. So replizierte die KAGes auf einen kritischen Bericht der Kronenzeitung über die Ärzteeinkommen in der Steiermark. Was – zumindest laut Bericht – verschwiegen blieb, waren die vier oder fünf Punkte, die angeblich vor dem Einkommen liegen.
Der Vergleich von Ärzteeinkommen ist immer schwierig, selbst wenn er sich auf öffentliche Spitalsträger beschränkt. Davon gibt es in jedem Bundesland mehrere, mit unterschiedlicher Bedeutung. Und es gibt Grundgehälter (einschließlich diverser Zulagen), es gibt Dienste unter der Woche und am Wochenende, von denen laut Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz eine zwar nach oben limitierte – aber doch variable – Zahl gemacht werden kann. Dazu kommen unterschiedliche Arbeitszeiten, die teils von persönlichen (Teilzeit-) oder grundlegenden Vereinbarungen abhängen. Und während Arbeitnehmer:innen vorwiegend auf die (monatlichen) Nettogehälter (nach allen teils individuell verschiedenen Abzügen) achten, müssen Dienstgeber:innen eher auf die jährlichen Bruttokosten (einschließlich der Arbeitgeberbeiträge) schauen.
Lebenshaltungskosten mitberücksichtigen
Da sind nach Region unterschiedliche Lebenshaltungskosten, die innerhalb und außerhalb Österreichs starke Differenzen aufweisen und natürlich auch individuell höchst verschieden sein können, noch gar nicht eingerechnet.
Ein Beispiel: Laut Mikrozensus 2022 betrugen die durchschnittlichen Mietkosten pro Wohnung mit Betriebskosten in Österreich 582 Euro. Sie schwankten aber je nach Bundesland zwischen 466,5 und 686,5 Euro pro Monat – und das ist nur ein Faktor.
Noch schwieriger wird es bei internationalen Vergleichen: Dass in Zürich mehr zu verdienen ist als in Deutschlandsberg, wird niemand bestreiten. Dass Wohnen und Essen in Zürich aber wesentlich mehr kosten als in einer steirischen Bezirkshauptstadt, liegt aber auch auf der Hand.
Es ist tatsächlich kompliziert
Es ist also kompliziert, um es mit dem früheren österreichischen Bundeskanzler Fred Sinowatz zu formulieren.
Am ehesten lassen sich dennoch Jahresgehälter von in Vollzeitzeit Arbeitenden unter Berücksichtigung einer halbwegs realistischen durchschnittlichen Zahl von Diensten vergleichen. Daraus lässt sich zwar das tatsächlich verfügbare Einkommen der einzelnen Person nicht ablesen, aber sehr wohl, was diese Person dem Dienstgeber „wert“ ist.
Einkommen ist nicht der einzige Gradmesser
Denn natürlich ist das Einkommen nicht der einzige Gradmesser für die „Wert“-Schätzung. Nicht alle Leistungen sind geldwertig, aber viele schon. Bei Jüngeren spielt die Qualität der Ausbildung eine wichtige Rolle. Diese hängt aber auch von den Kapazitäten ab. Und die (man denke nur an die Verfügbarkeit von Ausbildungsoberärzt:innen) ist sehr wohl auch eine Frage der finanziellen Ressourcen.
Genauso wie dem Arbeitsplatz und den Arbeitszeiten entsprechende Kinderbetreuungseinrichtungen. Die gibt es innerhalb der KAGes- Standorte in ganz unterschiedlicher Form – von gar keinem Angebot über Kooperationen mit externen Anbietern bis zu eigenen Einrichtungen am Standort. Damit haben die Nutzer:innen auch mit sehr unterschiedlichen Kosten zu rechnen. Das gilt auch für die Erreichbarkeit
mit öffentlichen oder privaten Verkehrsmitteln. Gibt es dafür Unterstützung vom Dienstgeber? Gibt es andere Formen der Unterstützung?
Incentives für Ärztinnen und Ärzte
Ein anschauliches Beispiel lieferte kürzlich das LKH Hartberg. Laut Kleine Zeitung werden dort die Bereitstellung einer Wohnung, ein „Gratis“-Kulturabo, eine Jahreskarte für das Bad im Ort oder VIP-Tickets für den Fußballbundesligisten TSV Hartberg offeriert. Hartberg ist aber keineswegs konkurrenzlos: „Ähnliche Pakete gibt es schon in vielen peripheren Häusern“, sagt der Ärztliche Direktor des LKH Hartberg, Gerhard Berger, in der Kleinen Zeitung. Aber einerseits muss es ein Bad und einen Fußballbundesligisten geben, um das anbieten zu können. Andererseits müssen sich die Interessent:innen durch ein Bade-Angebot oder Fußball- Tickets angelockt fühlen. Sonst werden angesichts des bei weitem höheren Einkommens im Burgenland viele eher dorthin tendieren, nicht weil sie in der Steiermark schlecht verdienen, sondern weil sie in einem burgenländischen LKH für die gleiche Arbeitsleistung schlicht deutlich mehr bekommen.
Zeit ist Geld wert
Auch wenn das kein aktuelles Thema ist: Ins LKH Rottenmann, so wird berichtet, pendeln viele Ärztinnen und Ärzte aus dem Raum Graz. Wird ein „Leitspital“ in Stainach an dessen Stelle treten, müssen sie eine halbe Stunde länger anfahren (mit dem privaten PKW). Das klingt nicht nach viel, aber schon in einer Woche sind das kalkuliert für 5 Arbeitstage hin und retour 5 unbezahlte Stunden Fahrt. Aufs Arbeitsjahr gerechnet summiert sich das bei 215 Arbeitstagen auf ebenso viele Stunden. Womit die im Auto versessene Zeit ungefähr den üblichen Urlaubstagen entspricht (bei einem 8-Stunden-Tag). Solange der Arbeitgeber die Fahrzeit nicht als Arbeitszeit einkalkuliert, ist sie für ihn nicht geldwertig – sehr wohl aber für den Arbeitnehmer.
Andererseits: Ist die Fahrzeit Arbeitszeit, entstehen dem Arbeitgeber sehr wohl Kosten. Die Arbeitnehmer:innen verdienen zwar nicht mehr, müssen aber nicht ihre Zeit gratis für das Fahren opfern. Beim Pendeln geht jedenfalls immer viel Zeit drauf.
Dass es auch Aspekte der „Wertschätzung“ gibt, die mit Geld gar nichts zu tun haben, steht außer Frage – für sehr viele gilt das aber nicht. Das Gehalt ist ein zentraler Maßstab der Wertschätzung.
Wie gut ist unsere Ausbildung?
Ausbildungsevaluierung hilft, Stärken und Schwächen zu erkennen.
Das ist die Grundvoraussetzung für Verbesserungen.
Die Ausbildungsevaluierung durch die ETH Zürich läuft. Und sie wird helfen. Sowohl den in Ausbildung Stehenden als auch den Ausbildenden.
Anonym
Das Wichtigste vorweg: Die Evaluierung ist absolut anonym. Dort wo es so wenige Antworten gibt, dass die Anonymität nicht gewährleistet werden könnte, werden diese Antworten einfach nicht ausgewertet. Die Anonymität sichert aber auch die Ehrlichkeit und damit die Qualität der Antworten. Umfassende Auswertung als Service Überall dort, wo es genug auswertbare Antworten gibt, erhalten die Ausbildungsstellen eine präzise und detaillierte Auswertung. Damit ist die Grundlage dafür geschaffen, sich zu optimieren.
Internationale Vergleichbarkeit
Der Partner der Evaluierung – das Schweizerischen Institut für Fort- und Weiterbildung (SIWF) der ETH Zürich – führt seit Jahren eine ähnliche Studie in der Schweiz durch. Damit ist auch die internationale Vergleichbarkeit der österreichischen Ergebnisse gewährleistet.
Online ist nicht besser
Die Fragebögen wurden und werden über die Ausbildungsstätten an die Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung verteilt. Die Rücksendung erfolgt per Post. Warum nicht online?
Entwaffnende Antwort der Schweizer Wissenschafter:innen: Der Rücklauf ist so höher, wie die Erfahrungen zeigen.
Überblick und Detail
Detailergebnisse für die einzelnen Ausbildungsstätten (Abteilungen) erhalten nur diese – die Anonymität gilt also für die Bewertenden und die Bewerteten. Was es aber sehr wohl öffentlich gibt, sind die Ergebnisse für die Fächer und für die österreichischen Bundesländer.
Neuer Partner – erfahrener Partner
Die Ausbildungsevaluierung im Auftrag der Bundeskurie Angestellte Ärztinnen und Ärzte wurde schon mehrfach durchgeführt. Bisher lag die Durchführung in Österreich.
Mit der ETH Zürich wurde nun ein Partner gefunden, der die ärztliche Ausbildung in der Schweiz (und wiederholt auch in Deutschland) evaluiert hat. Damit ist die internationale Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet.
Wann kommen die Ergebnisse?
Die Studie hat drei Phasen: die Fragebogenerstellung, die Feldarbeit (Befragung) und die Auswertung. Letztere wird im Herbst abgeschlossen sein, dann können die Ergebnisse präsentiert werden.
Schweizer Ergebnisse 2022
im Überblick:
www.siwf.ch/files/pdf29/2022_resultate_siwfumfrage_internet.pdf
Wertschätzung oder Gehalt: Was zählt im Job wirklich?
Das meint die Jobbewertungsplattform „kununu“ zu diesem Thema.
Wenn wir über einen Job sprechen, der uns glücklich macht, dann fällt ein Wort ganz automatisch:
Wertschätzung. In Mitarbeiterbewertungen auf kununu – wie beispielsweise bei dieser – fällt ebenfalls direkt auf, dass wertgeschätzte Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber zufriedener sind.
Gleichzeitig lässt uns das Thema Gehalt aber nie los. In diesem Artikel möchten wir mit dir abwägen, ob Gehalt oder Wertschätzung für unsere Zufriedenheit im Job mehr zählt. Außerdem möchten wir
beleuchten, ob und warum wir letztendlich nur mit gutem Gehalt für immer bei einem wertschätzenden Arbeitgeber bleiben werden.
Chef, bin ich dir eigentlich wichtig?
Hast du dir diese Frage schon einmal gestellt? Wahrscheinlich schon. Schließlich möchtest du bei ihm oder ihr mit deiner beruflichen Leistung und deiner Persönlichkeit gut ankommen. Vielleicht hast du es noch nicht bewusst gemerkt, aber es geht gar nicht darum, ob dein Chef dich besonders sympathisch findet oder ihr auf einer Wellenlänge schwimmt. Vielmehr ist im Berufsleben wichtig, inwiefern der Chef deine Arbeitsleistung schätzt. Ihr könnt Erzfeinde sein und euch nicht ausstehen können, aber euch trotzdem mit gegenseitiger Wertschätzung gegenübertreten. Wie das gehen soll? Um das zu beantworten, musst du dir die eigentliche Definition von
Wertschätzung zu Gemüte führen. Diese besagt nämlich,dass man dem Gegenüber Respekt entgegenbringt und dessen Leistung und Engagement unabhängig von persönlichen Fehden anerkennt. Wertschätzung heißt Lob, Dankbarkeit, Aufmerksamkeit und – vor allem – Vertrauen.
Erst mit Wertschätzung entwickelst du ein besseres Selbstwertgefühl und lernst dich und andere in ihren Fähigkeiten besser einzuschätzen.
Wertschätzung bedeutet demnach eben nicht nur, dass von deinem Chef nie Kritik kommt. Dann machst du zwar deine Arbeit nicht ausgesprochen schlecht, wirklich wichtig fühlst du dich für das Erreichen der Unternehmensziele aber auch nicht. Das verschlechtert nicht nur deine Laune am Arbeitsplatz, sondern macht dich im schlimmsten Fall krank.
Mehr Gehalt, bitte!
Hand aufs Herz und lüg uns nicht an! Natürlich ist dir ein gutes Gehalt wichtig und das ist auch völlig okay. Dein Gehalt bezahlt immerhin nicht nur dich und deine Luxuswünsche, sondern beispielsweise auch deine Miete und die dringenden Bedürfnisse deiner Familienmitglieder. Wenn du immer wieder daran denken musst, wie du es aus finanzieller Sicht von einem Monatsersten zum nächsten schaffen sollst, dann beeinflusst das irgendwann deine Arbeitsleistung und hat negative psychische Auswirkungen. Dasselbe passiert, wenn du merkst, dass deine direkten Kollegen deutlich mehr verdienen und du ungerecht behandelt wirst.
Gutes Gehalt kann dich im Job dagegen nachweislich glücklicher und motivierter machen.
Bevor du beim Thema Gehalt bzw. Gehaltserhöhung über deine Chefs meckerst, musst du dich übrigens an deiner eigenen Nase packen. Hast du in der letzten Gehaltsverhandlung vielleicht einen
dieser fünf Fehler gemacht?
Bereite dich gut auf deine Gehaltsverhandlungen vor und halte damit dein Gehaltsglück zukünftig vielleicht selbst in den Händen – auch, wenn sich leider immer noch nicht jeder Arbeitgeber von schlagkräftigen Argumenten beeindrucken lässt.
Ein notwendiges Zusammenspiel
Moment mal! Ist Wertschätzung nicht genauso wichtig wie Gehalt und umgekehrt? Viele Arbeitnehmer würden diese Frage wohl mit Ja beantworten. Und vermutlich haben sie damit vollkommen Recht. Du wirst mit einem total schlechten Gehalt nie zu 100 Prozent glücklich in deinem Job werden. Gleichzeitig kann dich das gute Gehalt aber nicht darüber hinwegtäuschen, wenn du dich von deinen Vorgesetzten oder Kollegen absolut nicht wertgeschätzt fühlst. Man könnte sogar so argumentieren: Erst ein gutes Gehalt bedeutet wahre Wertschätzung seitens eines Arbeitgebers. Und ein gutes Gehalt gibt es nur von einem Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter schätzt. Wenn du mit der Wertschätzung oder deinem Gehalt unzufrieden bist, kann es auf kurze oder lange Zeit in beiden Fällen sein, dass du dich immer öfter auf Jobportalen wiederfindest und letztendlich deine bisherige Stelle kündigst. Ein Arbeitgeber, der beides richtig macht, könnte dich dagegen glücklich und zufrieden bis zum Sankt-Nimmerleinstag an der Backe haben – eine Win-win-Situation.
https://news.kununu.com/wertschaetzung-oder-gehalt-was-zaehlt-im-job-wirklich/
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