AERZTE Steiermark 07-08/2024
Pädiatrie mit Kasse am Land
Andreas Trobisch ist Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und gerade nach der Pandemie vielen steirischen Ärzt:innen als als neonatologischer Oberarzt mit infektiologischem Hintergrund der Univ.-Klinik für Kinder und Jugendheilkunde in Graz ein Begriff. Seit 1. Jänner dieses Jahres ist Trobisch aber niedergelassener Arzt – und zwar in der Peripherie, konkret in Feldbach – und er führt eine Kassenpraxis. Was hat ihn dazu bewogen?
„Für die Medizin habe ich mich schon früh entschieden“, erzählt Trobisch, „weil ich einerseits von der Naturwissenschaft fasziniert war und andererseits auch in meiner Jugend schon wusste, dass ich auch mit Menschen arbeiten möchte. So lag die Medizin näher als etwa die Pharmazie. Ich habe in Innsbruck studiert und meinen Turnus dann in Graz, Judenburg und – weil Plätze hier rar waren – teilweise auch in Oberösterreich gemacht.“ Auch die Pädiatrie hat sich bereits früh abgezeichnet, weil Trobisch bereits als Jugendlicher
und auch im Studium sehr in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert war. „Zur Infektiologie
bin ich durch einen glücklichen Zufall gekommen: Bei Prof. Zenz war eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter frei, die habe ich bekommen. Und ein halbes Jahr später konnte ich an der Kinderklinik mit dem Fach beginnen. Darüber war ich sehr glücklich, weil ich das
Fach bewusst an einem Zentrum mit großer fachlicher Bandbreite machen wollte“, erzählt der Vater einer Vierjährigen und eines Einjährigen, der mit Familie in Fehring lebt. „So spannend und befriedigend die Arbeit auf der Neonatologie auch war, ich bin nun wirklich froh, dass ich – praktisch vor meiner Haustür – in die Praxis gehen kann. Denn statt 2 Stunden täglich zu pendeln, arbeite ich nun vor Ort und bekomme mit, wie meine Kinder aufwachsen. Das war durchaus ein entscheidender Faktor“, so Trobisch. „Damit verbringe ich gefühlt viel mehr Zeit mit meinen Kindern, auch wenn der Arbeitsaufwand tatsächlich nicht unbeträchtlich ist.“ Dem Intramuralen gänzlich verloren gegangen ist Trobisch aber dennoch nicht, denn er betreut die Geburtenabteilung in Feldbach mit regelmäßigen Diensten und hat damit „immer noch viel Kontakt zur Neonatologie.“
Übernommen hat er die Praxis von Wilfried Gruber, den Trobisch 2023 durchgehend einmal pro Monat vertrat. „Das kann ich nur wärmstens empfehlen. Denn man bekommt so wirklich einen guten Einblick, wie eine Praxis läuft – gerade wenn man aus der Klinik kommt und noch dazu mit Spezialisierung.“ Trobisch genießt besonders die schöne direkte Interaktion mit wiederkehrenden Patient:innen und deren Eltern. „Zum Beispiel ist es viel einfacher, Stressbeschwerden von Kindern und Jugendlichen gut zu behandeln, wenn man das Familiengefüge mitbekommt und über die Zeit hinweg den Charakter und die Persönlichkeit der Kinder sieht. Und die Prävention, die mir als Pädiater ein wirkliches Herzensanliegen ist, ist in der Niederlassung auch besser umsetzbar. Derzeit arbeite ich etwa an einem Adipositasprojekt.“ Aber nicht nur: Die Ordination, die Trobisch
übernommen hat, ist nämlich so in die Jahre gekommen, dass er sie im September ins Gesundheitszentrum nach Feldbach verlegt – dessen Rohbau im Juli fertig sein wird. „Eigentlich hatte ich damit gerechnet mehr Unterstützung zu erhalten – zum Beispiel Infos oder Checklisten, vielleicht auch wirklich eine Förderung. Da war ich vielleicht naiv, denn ich ging davon aus, dass Versorgungssicherheit und ein reibungsloser Übergang entsprechenden Wert auch bei den Versorgungsträgern hätte. Stattdessen wurden meine Anträge abgelehnt, da ich (noch) nicht bereit war, ein PVZ zu errichten. Das war enttäuschend“, so Trobisch. „Vielleicht hat das mit der traditionellen Ansicht, dass die Pädiater „Zwergerldoktoren“ wären, zu tun. Das ist aber falsch und es ist kurzsichtig. Denn wir sind für die Kinder da – und die sind unser aller Zukunft. Denn bei fehlender Präventionsarbeit werden aus chronisch kranken Kindern chronisch kranke Erwachsene, und diese Kosten hat dann das Gesundheitssystem zu tragen.“
Foto: KK